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SNB-Jordan verkündet Kommunistisches – und lädt zum Gratis-Buffet

Thomas Jordan

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Es geht um die Sache und Institution – nicht um eine Person. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und ihr Chef Thomas Jordan sind aber mittlerweile dermassen eng miteinander verflochten, dass eine getrennte Beurteilung gar nicht mehr möglich ist.

Thomas Jordan ist zum Gesicht der SNB und diese eine „One-Man-Show“ geworden. Man kann Thomas Jordan sogar zum Gesicht der Schweiz erküren. Er bestimmt. Er tut es nett – aber unglaubwürdig.

„Seine“ SNB hat in 10 Jahren über 700 Milliarden Schulden angehäuft. Das sind über dreimal mehr Schulden als Bund, Kantone und Gemeinden zusammen haben – trotz vom Volk beschlossener Schuldenbremse. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Bei Bund, Kantonen und Gemeinden feilschen Politiker und Volk um jeden Franken. Anders die SNB. Sie rührt mit der ganz grossen Kelle an. Und niemand weiss, wie die Entscheide innerhalb der SNB zustande kommen.

Die SNB ist ein „Black Box“. Gott behüte, dass Herrn Jordan etwas zustösst – wir wären verloren. Wer verstünde: Was? Wieviel? Warum? Wann? Keiner könnte einspringen.

Die Schulden der SNB sind zu den Gesamtschulden der Schweiz zu addieren. Wir haben somit fast eine Billion Schulden und sind damit eines der höchstverschuldeten Länder der Welt.

Natürlich wird das von Bern nicht so kommuniziert – aber es ist Tatsache. Tatsache ist auch, dass die SNB ihr ganzes Vermögen von über 800 Milliarden im Ausland investiert und die dortigen Volkswirtschaften ankurbelt zulasten der Schweiz.

Mit einem Eigenkapital von weniger als 20 Prozent, mit einem Hebel von über fünf Mal gehört die SNB trotz enormer Grösse zu den schwachen Investoren, um nicht zu sagen Spekulanten. Sie läuft Gefahr, vom Markt verdrängt zu werden.

Einen Familienvater, der Schulden von über einem Jahressalär macht und damit spekuliert, würde man für unseriös erklären. Nicht so Thomas Jordan und seine SNB, welche auf das Risiko einer ganzen Nation spekulieren.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass Jordan so gut wie nicht unter Druck gerät. Von nirgendwoher. Was er sagt, gilt sogar beim Bundesrat als „sakrosankt“ und wird nicht hinterfragt – darf nicht hinterfragt werden. Denn wehe, man öffnet die Büchse der Pandora.

Wie ist es möglich, dass eine Nation blind ihrem Zentralbankenchef folgt? Eine Analyse der Kommunikationspolitik der SNB fördert eindeutiges zutage.

Die SNB hat immer dieselbe Strategie: Zuckerbrot und Peitsche. So war es auch an der letzten Generalversammlung der SNB. Dort wirkten der „liebe Polizist“ Jordan und der „böse Polizist“ Jean Studer, Präsident des Bankrates der SNB.

Der liebe Polizist Jordan verbreitete geldtheoretisches Chaos und der böse Polizist Studer schaute, dass ja niemand seinen „lieben Kollegen“ zu hinterfragen wagte.

Als beispielsweise ein älterer Herr sagte, die SNB hätte schon hunderte Milliarden Schulden, wies Studer diesen schroff zurecht, er habe jetzt noch genau fünf Sekunden zum Reden.

Die Redezeit war auf 90 Sekunden begrenzt, und es war ein reiches Buffet versprochen, gespendet von der Schweizerischen Nationalbank. Das war eine klare Ansage: Haltet Euch kurz, kritisiert nicht, dann gibt es eine Belohnung.

Neulich hielt SNB-Chef Jordan erneut eine Rede. „Herzlich“ eingeladen hatte die Zürcher Volkswirtschaftliche Gesellschaft Zürich. Das Thema war: „Wie Geld durch die Zentralbank und das Bankensystem geschaffen wird.“

Der Saal war zum Bersten voll. Vor einigen Monaten hatte ich ja hier einen Beitrag geschrieben unter dem Titel „Wie entsteht Geld? Nicht so, wie Thomas Jordan uns weismachen will“.

Jordan hatte nun also Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen. Das tat er vor Heimpublikum. Jordan ist im Vorstand der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Zürich. Mit kritischen Fragen dürfte er hier kaum konfrontiert werden. Das Zeitregime seines Vortrags liess das auch gar nicht zu.

Der gesamte Anlass sollte maximal 60 Minuten dauern. Davon redete Jordan praktisch 50 Minuten. Nach einem kurzen Interview blieben noch wenige Minuten für kurze Fragen an Herrn Jordan. Versprochen war gleich danach ein feines Buffet, gespendet natürlich von der SNB.

Zu Beginn erklärte Jordan, bei jeder neuen Kreditvergabe durch das Bankensystem entstehe Geld. Die Bank gewähre einen Kredit und schreibe dem Kunden das Geld auf dessen Konto bei der Bank gut. Das war korrekt erklärt.

Nur: Jahrzehntelang behaupteten die Zentralbanken, Geld entstünde, indem die Zentralbank einer Bank einen Kredit gewähre („lender of last resort“). Davon müsse die Bank einen gewissen Mindestreservesatz bei der SNB hinterlassen, und den Rest könne die Bank dann weiter ausleihen. So entstünde ein „Geldmultiplikator“.

Oder es wurde behauptet, eine Bank sammle das Geld der Sparer und leihe dieses weiter an die Kreditnehmer aus. Im September 2013 bewies ich hier mit Buchungssätzen („Die SNB und das Märchen von der Geldschöpfung“), dass das nicht stimmt.

Umgekehrt: Die Banken gewähren der SNB einen Kredit, und bei jeder neuen Kreditvergabe durch das Bankensystem entsteht neues Geld.

Die Bank of England schrieb wenige Monate später die Geldschöpfung durch das Bankensystem auch neu. Die Deutsche Bundesbank folgte, während die SNB bis vor kurzem noch die falsche Geldtheorie auf ihrer Homepage hatte, welche sie dann klammheimlich entfernte.

Befremdlich war nun, dass Jordan zum ersten Mal die neue Geldtheorie verkündete und so tat, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Ich machte Jordan darauf aufmerksam, dass die SNB meine Theorie jahrelang bekämpft hatte und er nun genau diese selber vortrug.

Jordan konnte es sich aber leisten, auf meinen Einwand gar nicht einzugehen. Er wusste, dass in wenigen Augenblicken die Diskussion zu Ende war.

Der Vortrag Jordans lautete wie gesagt „Wie Geld durch die Zentralbank und das Bankensystem geschaffen wird“. Bezüglich der Geldschöpfung der Banken wiederholte Jordan also lediglich das, was hier schon im September 2013 zu lesen war.

Bezüglich der Gelschöpfung durch die Zentralbanken, dem Hauptthema, konnte es sich Jordan leisten, nur wenige Sekunden zu sprechen.

„Auf die Zentralbanken trifft das Bild des ‚Geld aus dem Nichts‘ besser zu. Seit dem Zusammenbruch des Goldstandards kann Zentralbankgeld bei der Zentralbank nicht mehr in Gold eingetauscht werden.

„Dies bedeutet, dass die Zentralbanken tatsächlich in der Lage sind, einfach ‚Geld zu drucken‘, wie es im volkstümlichen Sprachgebrauch heisst. Sie können ihren Verpflichtungen in eigener Währung damit immer und überall nachkommen.“

Zuvor hatte er bezüglich der Banken noch gesagt, diese könnten kein „Geld aus dem Nichts“ schaffen und sich so am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Das sei natürlich Unsinn.

Folglich: Die SNB kann sich – im Gegensatz zu den Banken – am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen, weil sie „Geld aus dem Nichts“ schöpfen könne.

Wirklich? Geld aus dem Nichts? Wie wird das verbucht? Seit wann hat die Doppelte Buchhaltung nur noch eine Seite? Jordan scheint die Buchhaltung neu zu erfinden.

Nach diesem Satz ging Jordan sofort auf ein anderes Thema über. Jordan redete zum Hauptthema also rund 30 Sekunden – bei einer Sprechzeit von fast 50 Minuten.

Bei der anschliessenden „Diskussion“ wiederholte Jordan seine Behauptung, nachdem ich nachgehakt hatte. Auch hier wusste er: Es war nur eine einzige Frage erlaubt. Und bei dieser kurzen Diskussionsrunde von wenigen Minuten würde er sich über die Zeit retten.

Der „böse Polizist Studer“ war zwar nicht auf der Bühne. Dafür „tigerte“ der Chef der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Zürich, Martin Scholl, auf der Bühne herum. Scholl ist ja zugleich Chef der Zürcher Kantonalbank, welche den Anlass organisierte.

Hand aufs Herz: Meint Jordan im Ernst, dass irgendein Angestellter der ZKB sich getrauen würde, ihm eine kritische Frage zu stellen, wenn da auch noch dessen Chef anwesend ist? Förderlich wäre das seiner Karriere bestimmt nicht.

Und übrigens: Es war nur eine Frage erlaubt. Die SNB weiss alles und hat immer Recht. Gottähnlich eben, wie sie sich selber einstuft mit Ausdrücken wie: „Unbeschränkt“, „aus dem Nichts“, „auf ewig“.

Im Vorstand der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft sind auch noch die Präsidenten der CS, der UBS Schweiz und weitere honorige Persönlichkeiten. Und dann war da auch noch der „Doyen der Schweizer Wirtschaft“, Rainer Gut, wie ehrfurchtsvoll am Mikrophon gesagt wurde.

Wer sollte es also wagen, Jordan zu hinterfragen.

Wir stellen fest: Jordan verschanzt sich mit seiner Chaostheorie und spricht nur, wenn er durch ein dominantes Umfeld geschützt wird. Da wird seine Irrlehre mit Sicherheit nicht hinterfragt. Die „Diskussionen“ sind dann zeitlich so stark beschnitten, dass solche gar nicht stattfinden können.

Im unmittelbaren Anschluss wird ein „feines Buffet“ versprochen. Damit wird geholfen, kritischen Fragen das Wasser abzugraben. So funktioniert der faule Trick der SNB.

Wo kann denn eine Diskussion über die SNB stattfinden? In den Medien? Fehlanzeige. Die NZZ beispielsweise wurde schon als „externe PR-Abteilung der SNB“ bezeichnet. So sehe ich das auch.

Bezeichnenderweise war es denn auch der Chefredaktor Wirtschaft der NZZ, Peter Fischer, der durch die „Diskussion“ von wenigen Minuten führte.

Und das Schweizer Fernsehen? Es vertritt ausschliesslich die Meinung der SNB. Die SNB hatte auf ihrer Homepage jahrelang den irreführenden Film vom Schweizer Fernsehen mit dem angeblichen „Geldschöpfungsmultiplikator aus dem Nichts“.

Bezeichnend ist auch, dass die Diskussion bezüglich der SNB ausschliesslich in kleineren Medien geführt wird, überwiegend anonym, teils beleidigend. Insbesondere die Fürsprecher der SNB agieren im Schutz der Anonymität. Warum? Offenbar will die SNB die Diskussion auch hier verhindern.

Kann es die Kommunikationspolitik unserer Nationalbank sein, dass sich der SNB-Chef öffentlich um die Diskussion drückt, stattdessen aber hier anonym vertreten wird? Was meinen der SNB-Bankrat und dessen Chef, Jean Studer, dazu?

Das Verhalten der SNB fördert das. Ist das im Sinne der Schweiz? Weshalb hat man Angst vor der SNB? Ich weiss es. Aber ist das unserer Demokratie würdig?

Es ist Zeit, dass sich die SNB einer offenen Diskussion stellt. Das Versteckspiel von und mit Herr Jordan hat aufzuhören. Die Büchse der Pandora ist längstens geöffnet.

Viele Fragen und Ungereimtheiten sind ihr bereits entwichen.

Kann sich die SNB am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen, wie Jordan behauptet? Oder müssen die Steuerzahler dereinst einspringen? Besteht bei diesen dreistelligen Milliardenbeträgen nicht die Gefahr, dass die Schweiz den Euro einführen oder der EU muss beitreten muss?

Diese Frage hat mittlerweile staatspolitische Bedeutung angesichts der gegen eine Billion ansteigenden SNB-Schulden.

Weitere Frage: Verringern oder vergrössern sich die Schulden der SNB, wenn die SNB den Banken auf deren Girokonten bei der SNB einen Betrag gutschreibt? Jordan meint, dass sich die Schulden der SNB verringern, dass die SNB so ihre Verbindlichkeiten „tilgt“.

Das ist aber falsch. Wenn die SNB eine Gutschrift gutschreibt, so fallen dadurch die Schulden der SNB nicht, sondern sie steigen. Die Giroguthaben der Banken bei der SNB steigen und damit auch die Schulden der SNB. Wäre das nicht so, so hätte die SNB ja gar keine Schulden zu tilgen.

Der Unsinn, den Jordan bezüglich der Geldschöpfung der Banken neuerdings anprangert, begeht er nun selber. Die SNB kann sich genauso wenig am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen wie die Banken. Mit Kundenguthaben können die Banken nicht ihre eigenen Schulden bezahlen – die SNB aber genauso wenig.

Wer weiss, vielleicht sieht das die Bank of England auch einmal ein, und die SNB kann es dann getrost übernehmen und so tun, als hätte sie das immer gewusst und nie etwas anderes behauptet.

Weitere Frage: Stimmt es, dass die SNB per Gesetz mit Giroguthaben ihre Schulden bezahlen kann, wie SNB-Chef Jordan behauptet? Ja, das stimmt.

Das Problem ist nur: Die SNB besitzt gar keine Giroguthaben. Sie besitzt Giroverbindlichkeiten. Diese sind aber per Gesetz keine Zahlungsmittel und können es per Definition auch gar nicht sein.

Stimmt es, dass die SNB ihre Schulden mit Banknoten begleichen kann, wie der SNB-Chef behauptet? Nein. Das Bundesgesetz über die Währung und Zahlungsmittel, Artikel 7 Abs. 2, besagt: „Sie (die SNB) nimmt die nicht benötigten Noten unbeschränkt gegen Vergütung des Nennwerts zurück.“

Zudem stelle man sich vor: Die SNB liefere beispielsweise 70 Milliarden Zehnernoten aus. Braucht jeder Schweizer zehntausend Zehnernoten – und das bei immer mehr bargeldlosen Zahlungen? Abgesehen davon: Es wäre dies gar keine Tilgung der SNB-Verbindlichkeiten, sondern lediglich ein Passivtausch.

Und weshalb soll die Aufhebung des Goldstandards dazu führen, dass die SNB ihre Schulden nicht zurückzahlen müsste, so dass aus dem Fremdkapital der SNB Eigenkapital der SNB entstünde. Das wäre eine Enteignung der Banken durch die SNB.

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Jordan verkündet Kommunistisches.

Last but not least: Weshalb hat Jordan den Mindestkurs aufgegeben, wenn er doch so sicher ist, dass die SNB mit Geld drucken sämtliche Schulden tilgen kann? Seine Taten widersprechen seinen Beteuerungen. „Und an den Taten sollt ihr sie erkennen.“

Jordan trägt seine irrige Theorie nett vor – er bleibt aber unglaubwürdig. Was ist wichtiger?

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Marc Meyer
Together with the professor Hans Geiger and Lukas Hässig, Dr Marc Meyer is the biggest opponent of the Swiss National Bank. Analogously to Macbeth's three witches, George Dorgan called them the three Swiss sorcerers that fight against the seemingly unlimited power of central banks.
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