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Machtdemonstration im Suezkanal [Der aktuelle Kommentar 29.3.21]

Ein Kommentar von Ernst Wolff.

Wer in der vergangenen Woche in den Nahen Osten schaute, der dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben. Während die Menschheit bereits konkrete Pläne für die Besiedelung des Mars trifft, blockierte im Suezkanal ein auf Grund gelaufenes Containerschiff sechs Tage lang den maritimen Welthandel und sorgte durch die Unterbrechung von Lieferketten international für erhebliche wirtschaftliche Probleme.

Da weder von den Mainstream-Medien noch aus Kreisen der Politik Informationen über die Hintergründe der vermeintlichen Havarie und die völlig unangemessen wirkenden Bergungsversuche zu erwarten sind, gibt es nur eine Möglichkeit, der Wahrheit auf die Spur zu kommen: Man muss versuchen, das Ereignis in einen größeren Zusammenhang zu stellen – und dabei auf die Bedeutung des Seehandels für die Weltwirtschaft, die Entwicklung der Neuen Seidenstraße und die aktuelle Verschärfung des schwelenden Konflikts zwischen den USA und China schauen.

Obgleich wir längst im digitalen Zeitalter angekommen sind, spielt der Seehandel für die globale Wirtschaft auch heute noch eine entscheidende Rolle. Etwa zwei Drittel allen Öls wird auf Schiffen transportiert, circa zehn Prozent davon durch den Suezkanal. Dazu kommen acht Prozent flüssigen Erdgases und zwanzig Prozent aller Containerfrachten.

Eine Blockade des Suezkanals bedeutet also einen gewaltigen Schock für die Weltwirtschaft, der allerdings nicht alle Länder in gleichem Maße betrifft. So ist China zu 75 Prozent von importiertem Erdöl und Erdgas abhängig, während die USA inzwischen weitgehend zum Selbstversorger geworden sind. Außerdem importiert China 80 Prozent des Eisenerzes, das es für seine Wirtschaft benötigt, und muss einen großen Teil seiner devisenbringenden Waren auf dem Seeweg exportieren.

Die Energieversorgung ist also nicht der einzige Bereich, in dem China von der Blockade härter als die USA getroffen wird. Der Suezkanal, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet, ist auch eines der wichtigsten Nadelöhre der Neuen Seidenstraße, die 2013 von China initiiert wurde und Europa, Asien und Teile Afrikas zur größten Wirtschaftszone der Erde machen soll.

Dieses größte Wirtschaftsprojekt in der gesamten Geschichte der Menschheit war den Machthabern im Weißen Haus von Anfang an ein Dorn im Auge, da es die bisher größte Bedrohung ihrer seit dem Zweiten Weltkrieg bestehenden globalen wirtschaftlichen und finanziellen Vorherrschaft darstellt.

Hinzu kommt noch ein weiterer Konfliktherd: Sowohl die USA als auch China arbeiten zur Zeit mit Hochdruck an einer digitalen Zentralbankwährung. Der Druck auf beide hat sich angesichts der durch die Lockdowns entstandenen riesigen Schuldenberge und die zu erwartenden Unternehmenszusammenbrüche und Kreditausfälle gewaltig verschärft und es sieht ganz danach aus, als sei China den USA zur Zeit um Längen voraus.

Könnte es sich also bei der Havarie um ein gezieltes Manöver der USA gegen China handeln? Eine Drohgebärde vielleicht? Auch wenn es sich hierbei nur um eine Mutmaßung handelt, gibt es doch zahlreiche Hinweise, die in diese Richtung deuten.

Zum einen haben die USA ihren Ton gegen China in den vergangenen Wochen drastisch verschärft. Präsident Biden hat nicht nur alle Strafzölle seines Vorgängers sowie die Verbote für den Export von Hightech und Investitionen in sechzig chinesische IT-Unternehmen in Kraft gelassen. Er hat den bestehenden Sanktionen zwei Dutzend weitere hinzugefügt und lehnt jeglichen strategischen Dialog mit China ab. Stattdessen hat er kurz nach Amtsantritt einen Flugzeugträgerverband in die Straße von Taiwan geschickt und eine Task Force gründen lassen, die den Umgang mit China koordinieren soll.

Ein virtuelles Treffen zwischen den Staatschefs der USA, Indiens, Australiens und Japans hat in der ersten Märzwoche ein deutliches Zeichen in Richtung China gesandt. Alle vier Staaten befinden sich in unterschiedlichen Konflikten mit China und wollen ihre Vorgehensweise zukünftig untereinander „abstimmen“. Das erste Treffen von Regierungsvertretern der USA und Chinas seit Bidens Amtsantritt in Anchorage am 18. März endete in einem Fiasko, dem eine verbale Schlammschlacht folgte.

Dass sich am Samstag Vertreter Chinas und des Iran trafen, um einen auf 25 Jahre angelegten Pakt zu unterzeichnen, der “politische, strategische und wirtschaftliche” Vereinbarungen enthält, dürfte den USA auch nicht gefallen haben... hier weiterlesen: https://bit.ly/3wbdnlp

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Ernst Wolff
Ernst Wolff (* 1950 in Südostasien) ist ein deutscher Autor und Journalist. Sein Schwerpunkt ist die Kritik des globalen Finanz- und Geldsystems, besonders der Rolle des IWF, der Weltbank, der Federal Reserve, des Bretton-Woods-Systems und des weltweit verbreiteten Fiatgeldes.
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