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UBS-Präsident Axel Weber verabschiedet sich mit Genugtuung

“Ich habe vor zehn Jahren die Nachfolge von Kaspar Villiger angetreten, der die Bank in den Wirren der Finanzkrise übernahm”, sagte Axel Weber am Mittwoch in einer Abschiedsrede an seiner letzten UBS-Generalversammlung zu den Aktionären.

Damals habe er sich gesagt, die UBS müsse wieder als eine Ikone der Schweizer Wirtschaft wahrgenommen werden. “Ich darf heute mit Genugtuung feststellen, dass wir dies auch geschafft haben: UBS ist wieder eine starke Säule der Schweizer Wirtschaft.”

In der Finanzkrise von 2007/2008 mussten der Staat und die Schweizerische Nationalbank (SNB) dem in Schwierigkeiten geratenen Bankenriesen unter die Arme greifen. Dann folgte 2011 ein weiteres Debakel, als ein Händler in London der UBS einen Verlust von 2,3 Milliarden Franken einbrockte. 2012, als Weber – zuvor mehrere Jahre Präsident der Deutschen Bundesbank – das Ruder im Aufsichtsgremium übernahm, war die UBS also äusserst verwundbar.

Radikaler Umbau

Der frühere CEO Sergio Ermotti und Weber wurden in den fast zehn Jahren gemeinsamer Arbeit zu einem eingespielten Führungsduo. Mit ihren verschiedenen Werdegängen ergänzten sie sich gegenseitig. Unter den beiden wurde die Bank radikal umgebaut – mit mehr Gewicht auf der Vermögensverwaltung und weniger Risiken aus dem Investment Banking.

Viele Bereiche – die der UBS früher hohe Gewinne, zum Teil aber auch riesige Verluste bescherten – wurden abgebaut oder verkauft. Vor allem vom Anleihen-Geschäft, das der Bank in der Finanzkrise fast das Genick gebrochen hatte, trennte man sich.

Die Investmentbank wurde vom eigenständigen Bereich immer mehr eher zum Zulieferer für das neu definierte Kerngeschäft, die Vermögensverwaltung. Gleichzeitig baute die UBS ihre Kapitalpolster aus, sodass sie heute zu den sichersten Banken der Welt zählt. Andere Grossbanken wie etwa auch die Credit Suisse hielten noch viel länger am riskanten Investmentbank-Geschäft fest, um später dann doch ebenfalls einen ähnlichen Strategiewechsel zu vollziehen.

Langweilig ist gut

Das vergangene Jahr sei der Beweis, dass die UBS als Schweizer Bank global erfolgreich wirtschafte, sagte Weber am Mittwoch. Das Rezept sei eine klare Strategie und solide, verlässliche Arbeit, die stetig Gewinne und Dividenden erziele. Den Vorwurf, langweilig zu sein, verstehe er nicht.

Während die Credit Suisse in den vergangenen Jahren von einem Skandal in den nächsten taumelte, war es bei der UBS eher ruhig verlaufen. Ein Manko sind aber die vielen Rechtsfälle, mit denen auch die UBS immer wieder konfrontiert ist, und welche die Grossbank auch in der Zeit von Weber immer wieder ausgebremst haben.

Viele, oft grosse Rechtsfälle, seien bereinigt worden, sagte Weber. Zwei grosse Fälle sind jedoch noch offen, die er zu seinem Bedauern seinem Nachfolger weitergeben müsse. Den Ursprung hätten diese aber vor seiner Zeit gehabt.

Nachfolger hat auch noch Arbeit

In den USA etwa ist die UBS wegen Ramsch-Hypotheken aus der Zeit der Finanzkrise angeklagt und wartet immer noch auf ein Urteil. Und auch in Frankreich muss sich die Bank im Steuerstreit noch in Bezug auf ein endgültiges Urteil gedulden.

Im vergangenen Dezember wurde sie in Paris auch in zweiter Instanz wegen unerlaubter Geldgeschäfte und der Beihilfe zur Geldwäsche schuldig gesprochen. Der erneute Rekurs sei im Interesse der Aktionäre, sagte Weber am Mittwoch.

Unrühmlicherweise sprachen die Aktionäre dem Management am Mittwoch die Entlastung nur unter Ausklammerung des Frankreich-Prozesses aus. Bereits in den zwei Jahren zuvor wurde der Fall bei der Décharge ausgenommen, nachdem die Aktionäre diese 2019 verweigert hatten.

Umstritten war bei Weber auch von Anfang an sein Gehalt. Sein Antrittsbonus von mehreren Millionen Franken sorgte für Irritationen, und für sein letztes Jahr bei der Bank kassierte Weber erneut 5,2 Millionen Franken. Damit gehörte er in Europa vermutlich zu den mit Abstand bestbezahlten Verwaltungsratspräsidenten.

Grosse Fussstapfen

Weber, der sich auch mit politischen Aussagen oder Kommentaren zur Weltwirtschaft nie zurückgehalten hat, verabschiedete sich auch mit einem Seitenhieb in Richtung Politik. Den Ukraine-Krieg bezeichnete er als “entsetzlichen Akt, den wir in Europa für undenkbar hielten”.

Und: Ein Abseitsstehen sei für die Schweiz bei einer solch einseitigen Aggression keine Option. Das Land liege mitten im Herzen Europas und sei international eng verflochten – mit einem wichtigem Finanzplatz. “Die Schweiz hat Farbe bekannt. Und das ist gut so.”

Webers Nachfolger ist Colm Kelleher, der 30 Jahre für die US-Grossbank Morgan Stanley arbeitete und ein langer Bekannter Webers ist. Die Aktionäre wählten ihn am Mittwoch mit grosser Zustimmung zum neuen Präsidenten. Weber sagte, er übergebe die UBS heute in einem hervorragenden Zustand. Kelleher wiederum sagte, er wisse, dass er in grosse Fussstapfen trete.

ys/uh/jb

(AWP)

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