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Modern Monetary Theory | Lexikon der Finanzwelt mit Ernst Wolff

Geld regiert die Welt. Nur, wer regiert das Geld?

Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff erklärt Begriffe, Mechanismen und Gesetze aus der Finanzbranche, die uns täglich als alternativlos verkauft werden, aber nur Wenige verstehen. Das soll sich ändern! Lexikon der Finanzwelt erklärt uns heute: „Modern Monetary Theory“.

Die Volkswirtschaftslehre wird seit Jahrzehnten von 2 Strömungen beherrscht – dem Keynesianismus und dem Neoliberalismus. Der wichtigste Unterschied zwischen beiden besteht in der Einschätzung der Rolle des Staates.

Die Keynesianer verlangen, dass der Staat in wirtschaftlichen Krisenzeiten in das Geschehen eingreift, indem er zum Beispiel den Bau von Straßen, Brücken oder öffentlichen Gebäuden finanziert. Durch solche Infrastrukturprojekte würden Arbeitsplätze geschaffen, die Beschäftigten würden dem Staat nicht mehr auf der Tasche liegen und könnten außerdem durch ihren Konsum die Wirtschaft wieder ankurbeln.

Die Neoliberalen dagegen verlangen, dass sich der Staat so weit wie möglich aus dem Wirtschaftsgeschehen heraushält. Ihre Grundforderungen sind die Deregulierung, also die Abschaffung einengender Regelungen für den Wirtschafts- und vor allem den Finanzsektor, und eine rigorose Sparpolitik des Staates.

In jüngster Zeit hat nun eine weitere Strömung zahlreiche Anhänger gewonnen – die Modern Monetary Theory, kurz MMT. Sie vertritt die grundsätzlichen Positionen des Keynesianismus, geht aber noch einen entscheidenden Schritt weiter. Die MMT verquickt nämlich die Rolle des Staates mit der der Zentralbank.

Der MMT zufolge schafft die Zentralbank Geld, während der Staat es in Gestalt von Steuern wieder einzieht. Das wichtigste Argument der MMT-Befürworter lautet: Zwischen beiden Vorgängen muss kein Gleichgewicht bestehen, die Zentralbank kann wesentlich mehr Geld schöpfen als der Staat anschließend einzieht.

Als Beleg für die Richtigkeit ihrer Thesen verweisen die MMT-Anhänger auf das Beispiel Japan: Dort hat die Zentralbank seit der Jahrtausendwende mehr Geld ins System gepumpt als in irgendeinem anderen Land der Erde – ohne dass es zu einer nennenswerten Inflation gekommen ist.

Diese Argumentation aber hat einen Haken. Das von der Zentralbank geschaffene Geld ist nämlich – so wie in allen anderen Ländern – nie bei der arbeitenden Bevölkerung angekommen, sondern auf direktem Weg in die Taschen von Finanzspekulanten geflossen – und die haben es nicht in die Realwirtschaft gesteckt, sondern in die Anleihen-, Aktien- und Immobilienmärkte. Und an denen haben wir es sogar mit einer gewaltigen Inflation zu tun – nur, dass man sie dort nicht so nennt, sondern stattdessen von „Blasen“ spricht.

Außerdem lässt die MMT die historische Situation, in der wir uns zurzeit befinden, völlig außer acht: Wir haben es nämlich seit dem Beinahe-Zusammenbruch des globalen Finanzsystems 2007/08 an den Finanzmärkten auf Grund der Geldinjektionen und der Zinssenkungen der Zentralbanken mit einem künstlich erzeugten Dauer-Boom zu tun, der nicht ohne Folgen geblieben ist: Wir leben heute mit der höchsten Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Privathaushalten, die es jemals gegeben hat.

Sollten die MMT-Anhänger ihre Pläne tatsächlich umsetzen, dann würden sie nicht nur die Staatsverschuldung auf immer neue Rekordwerte treiben. Da das neu geschaffene Geld nicht, wie die Geldspritzen seit 2007/08, in den Finanzsektor, sondern in die Realwirtschaft und in der Form von Löhnen an die arbeitenden Menschen ginge, würden diese eine höhere Nachfrage nach Konsumgütern erzeugen – und die würde von der Industrie mit absoluter Sicherheit zu einer Erhöhung der Preise genutzt werden.
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Die Zeit ist reif für ein demokratisches Geldsystem!

Ernst Wolff arbeitete u. a. als Journalist, Dolmetscher und Drehbuchautor. Die Wechselbeziehung von Wirtschaft und Politik, mit der er sich seit vier Jahrzehnten beschäftigt, ist für ihn gegenwärtig von höchster Bedeutung: "Die Finanzkrise von 2008 und die Eurokrise waren nur die ersten Vorboten eines aufziehenden globalen Finanz-Tsunamis, in dem der IWF und seine Verbündeten auch in Deutschland zu Maßnahmen greifen werden, die wir uns heute noch nicht vorstellen können."

Die Videos vom Wirtschaftsexperten Ernst Wolff sollen dem Zuschauer als umfassendes, audiovisuelles Finanzlexikon dienen. Komplexe Begriffe und Sachverhalte aus den oft undurchsichtigen Weiten der globalen Finanzwelt, werden auf ihren Wesenskern reduziert und auch für den Laien in verständlicher Weise erklärt.

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Hier zum Buch "Wolff of Wall Street: Ernst Wolff erklärt das globale Finanzsystem":
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Ernst Wolff
Ernst Wolff (* 1950 in Südostasien) ist ein deutscher Autor und Journalist. Sein Schwerpunkt ist die Kritik des globalen Finanz- und Geldsystems, besonders der Rolle des IWF, der Weltbank, der Federal Reserve, des Bretton-Woods-Systems und des weltweit verbreiteten Fiatgeldes.
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23 comments

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  1. Patrick The Judge

    Wo haben wir denn aktuell Neoliberalismus? Wo sparen Staaten? ?
    Wir leben schon lange auf dem MMT Magic Money Tree.

  2. alter opi

    Eine Inflation ist durch das permanente "Erzeugen" von Zentralbankgeld nicht zu erwarten. Das hat seit der Währungsunion in Europa noch nie funktioniert- wie auch. Die Lösung wäre wohl am ehesten eine Lohnanpassung von etwa 2% über der jeweiligen Produktivität der Mitgliedsstaaten- besonders aber in Deutschland. Die deutsche Hegemonie wäre damit in den Griff zu bekommen, die anderen europäischen Volkswirtschaften könnten wieder gesunden und ganz nebenbei kann so in der Bundesrepublik die Binnennachfrage steigen.
    Aber genau das wird nicht passieren dürfen! Wir reden genau heute schon wieder über ein späteres Renteneintrittsalter- alles klar?
    Wenn das kein Neoliberalismus ist…

  3. Peter Stingel

    Und wieder etwas gelernt, ganz hervorragend.

  4. Vohanji

    Wolff versteht die MMT nicht, stellt sie falsch dar, zieht falsche Schlüsse und man fragt sich immer mehr, was er denn unter einem "demokratischen" Geldsystem versteht.

    1. Teddy Karo Orginal

      Verstehen Sie die MMT?
      Dann klären Sie uns doch mal auf mal schauen was wir von Ihnen lernen können.

  5. Tobias Tulpe

    Wie immer top!

  6. Horst Breitenbach

    Sichert Euch mit Gold und Silbermünzen nebst anderen schnell verkäuflichen Sachwerten ab. Jede ungedeckte Währung auf dieser Welt hat ein Ablaufdatum. Solltet Ihr aber Banken und Staaten auf dieser Welt vertrauen so lest die Geschichtsbücher. Nur eine kleine Finanzelite hat in den Krisen immer gewonnen. Der kleine Bürger hat immer verloren.

  7. sunnylu00

    Alles sehr informativ nachvollziehbar. Aber was tun mit ein paar Euros im Sparstrumpf, wie können wir unser erspartes schützen?

    1. no one

      Investieren

  8. Honkler

    Ich glaub die wollen den Euro mit Absicht crashen. Dann Währungsschnitt und alle müssen den digitalen Euro nehmen.

  9. Teddy Karo Orginal

    Wieder super erklärt….
    Danke für das Video wie immer Daumen hoch

  10. pm86

    Die Wahrheit liegt in der Mitte

    1. Ivan Düring

      in der Mitte steht der Dritte Weg, der Deutsche Weg, doch den kennt und will keiner!

  11. pm86

    Das Märchen von ewigen Wachstum. Das komplette Geldsystem muss zinsfrei werden, man darf auch nur soviel Geld verleihen wie in der Kasse liegt. Auch Casionostrukturen aus den Aktienmärkten vertreiben. Zurück zu den Nationalwährungen Weg mit der EU

  12. Ivan Düring

    Hurra, wir heben bald den Weltgeldkommunismus, alle menschen sind gleich und glücklich, das Paradies steht uns offen!

  13. Maik Fiedler

    wieder in der gewohnt guten qualität der erklärungen und danke für das video! bitte weiter so machen …

  14. XWespX

    Physic Silver!!! Somehow the rich are pretty stupid, when inflation picks up, they have nothing left, the great reset!!!

  15. Melville

    Ernst Wolff …gleich Auto-like.

  16. Michael Habecker

    Was leider keine Erwähnung findet, ist die explizite Ressourcenorientierung der MMT, die bedeutet, dass nur maximal so viel Geld in die Realwirtschaft hinein"geschöpft" werden sollte, wie es freie Ressourcen gibt (Arbeitslose, freie Kapazitäten), die somit (idealerweise gemeinwohlorientiert und nachhaltig) produktiv werden können. Nur wenn die Geldschöpfung darüber hinausgeht, entsteht Inflation.

  17. Maria Buchmüller

    Gott bewahre Sie, Herr Wolf! So gut und klar erklärt. Das ist ein verbrecherisches System!

  18. Klaus Henze

    Danke Herr Wolf, bin schon seit 1 Jahr treuer Zuhörer und habe viel über das Geldsystem gelernt ?♥️

  19. Jan Wilhelm

    Es stimmt nicht das die MMT immer mehr Geld ist System bringen muss oder will. Die MMT besagt, dass man bei drohender Inflation die Steuer erhöht und so dem System effektiv wieder Geld entzieht und die Inflation verhindern kann.

  20. Marko Kraljevic

    Hallo Herr Wolff
    Eine ganz wichtige Frage habe ich:
    Bisher gingen die Kapitalmarktzinsen und die Leitzinsen runter und die Aktien nach oben.
    Neuerdings gehen die Kapitalmarktzinsen (nicht die Leitzinsen) nach oben.
    Bedeutet das nun, dass Aktien bald nach unten gehen?

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