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Ernst Wolff: Russland, China und der Great Reset [Der aktuelle Kommentar 19.07.22]

Ein Kommentar von Ernst Wolff.

Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit. Dieser Spruch gilt auch für den Ukrainekrieg. Allerdings nicht nur für die aktuelle Berichterstattung, sondern auch für die politische Deutung des Konflikts.

Eine ganze Anzahl internationaler Kommentatoren versucht uns in den letzten Wochen und Monaten weiszumachen, der Krieg zeige, dass die Welt sich in eine multipolare Richtung bewege. Während der Westen sich im Great Reset befinde, würden Russland und China sich dieser Entwicklung widersetzen und so möglicherweise für eine neue, gerechtere Weltordnung sorgen. Die Botschaft hinter dieser Auslegung ist klar: Das Heil soll angeblich aus dem Osten kommen.

Leider ist das Gegenteil der Fall. China und Russland sind nämlich, was den Great Reset angeht, schon um einiges weiter als die westliche Welt. Das lässt sich an drei zentralen Elementen des großen Umbruchs, in dem sich die Welt zurzeit befindet, festmachen: Die Überwachung der Bürger, die Abschaffung des Bargeldes und die Einführung digitaler Zentralbankwährungen.

Bei der Überwachung der Bürger haben beide Länder gegenüber dem Westen einen gewaltigen Vorteil, denn ihre politischen Systeme sind auf Grund ihrer planwirtschaftlichen Vergangenheit wesentlich autoritärer als unsere parlamentarischen Demokratien. Wie in der Coronakrise gut zu sehen war, mussten Politiker im Westen einige Anstrengungen unternehmen, um die Freiheiten der Bürger zu beschneiden. Weder in Russland noch in China war das notwendig, dort wurden die Maßnahmen durch die immer noch ausufernde Staatsbürokratie mit eiserner Hand durchgesetzt.

Was die Bargeldabschaffung abgeht, so ist China weltweit führend. In Russland dagegen kämpfen Regierung und Zentralbank gegen die mangelnde Bereitschaft vor allem der ländlichen Bevölkerung, das Bargeld aufzugeben. Da aber scheint der Ukrainekrieg den Mächtigen in Moskau zu Hilfe zu kommen. Dazu muss man sich nur den zentralen Dreh- und Angelpunkt des Great Reset, nämlich die Einführung von digitalem Zentralbankgeld (englisch: Central Bank Digital Currencies, kurz: CBDC), ansehen.

Aber zuerst zu China: Obwohl noch in der Testphase, ist China bei der CBDC-Einführung weltweit unbestritten die Nummer eins. 260 Millionen Einzelpersonen, also ein Fünftel der Bevölkerung, haben bereits eine entsprechende Wallet auf ihrem Handy. Mehr als viereinhalb Millionen Händler im Land haben begonnen, die CBDCs zu akzeptieren. Als nächsten Schritt plant die chinesische Zentralbank, die Teststandorte von 11 auf 23 Provinzen auszudehnen.

Wie sieht es in Russland aus?

Auch hier wird mit hoher Geschwindigkeit an der Einführung der CBDCs gearbeitet. Die Entwicklung eines Prototyps der digitalen Rubel-Plattform wurde im Dezember 2021 abgeschlossen. Im Januar 2022 wurde die Erprobung dieser Plattform mit 12 beteiligten Banken begonnen. Ursprünglich sollte diese Testphase im Jahr 2024 abgeschlossen sein sollte. Nach dem neu veröffentlichten Fahrplan wird die zweite Phase, ein Pilotprojekt mit echten Kunden und echten Geschäften, nun bereits im April 2023 beginnen.

Aufschlussreich ist die Begründung, die die russische Zentralbank für die Beschleunigung des Projektes liefert: Man müsse sich vor weiteren westlichen Sanktionen schützen und setze daher auf die beschleunigte Einführung des digitalen Rubels.

Da die russische Regierung sich bei Kriegsbeginn an allen fünf Fingern ausrechnen konnte, dass der Westen mit Sanktionen regieren würde, muss man sich ernsthaft fragen, ob es sich hier nicht um ein kühl kalkuliertes Manöver handelt, um die an ihrem Bargeld festhaltende russische Bevölkerung zur Annahme einer CBDC zu zwingen.

Auf jeden Fall zerstören die Fakten das Märchen von einem Russland, dessen politische Führung sich dem Great Reset widersetzt und dabei von China Schützenhilfe erhält.

Für beide Länder gilt dasselbe wie für alle übrigen Länder der Erde: Das politische Geschehen wird vom digital-finanziellen Komplex beherrscht. Er befindet sich in großer Not, weil das gegenwärtige Geldsystem am Ende ist. Sein Ziel ist die weltweite Einführung von CBDCs, und er duldet nur solche Politiker, die sich seiner Agenda voll und ganz unterwerfen – egal, ob sie Biden, Macron, Scholz, Putin oder Xi Jinping heißen.

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Ernst Wolff
Ernst Wolff (* 1950 in Südostasien) ist ein deutscher Autor und Journalist. Sein Schwerpunkt ist die Kritik des globalen Finanz- und Geldsystems, besonders der Rolle des IWF, der Weltbank, der Federal Reserve, des Bretton-Woods-Systems und des weltweit verbreiteten Fiatgeldes.
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