Nach Beendigung der Negativzinsen sieht die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Möglichkeit, dass die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und dem Ausland wieder steigen könnte, sagt Notenbankchef Thomas Jordan..
SNB-Präsident Thomas Jordan sagte in einem Interview mit der “NZZ” (Ausgabe 1.10.) auf die Frage, ob die anderen Notenbanken die Zinsen stärker erhöhen werden als die SNB und damit die Zinsdifferenz wieder steigen werde: “Wenn künftig das internationale geldpolitische Umfeld weniger expansiv ist, ist es gut möglich, dass die Zinsunterschiede zwischen dem Ausland und der Schweiz grösser werden, wie dies auch in der Vergangenheit oft der Fall war.”
Mit Blick auf die Kaufkraftverluste der Bevölkerung – dies bei einem aktuellen Leitzins von 0,5 Prozent und einer Inflation von 3,5 Prozent – und die Frage, wie lange diese Situation andauern könnte, meinte Jordan: “Die SNB gestaltet die monetären Bedingungen, insbesondere ihren Leitzins, so, dass in mittlerer Frist die Preisstabilität gewährleistet ist. An diesem Punkt sind wir noch nicht. Deshalb schliessen wir nicht aus, dass weitere Zinserhöhungen notwendig sein werden, um die Inflation wieder unter 2 Prozent zu bringen.”
Wo dann das reale Zinsniveau genau liegen werde, wisse die SNB nicht. Es gebe zudem nie eine Garantie, dass man mit Sparanlagen einen positiven Realzins erwirtschafte. Der SNB-Chef ist überdies der Meinung, dass die aktuelle Geldpolitik mit Blick auf die wirtschaftlichen Aussichten nicht mehr stimulierend ist.
Die Konjunktur schwäche sich dieses Jahr ab, und voraussichtlich auch 2023. “Wichtiger ist aber im Moment die Frage: Reichen das nominale Zinsniveau und die Höhe des Wechselkurses aus, um die Inflation genügend zu senken und Zweitrundeneffekte abzudämpfen?”
Gefragt, ob die SNB zu spät Gegensteuer gegeben habe, angesichts der bereits auf immer mehr Güter überschwappenden Inflation, erklärte Jordan: “Nein, die SNB hat ihre Geldpolitik nicht zu spät angepasst. Wir haben bereits im Herbst 2021 als erste geldpolitische Massnahme eine nominale Aufwertung des Frankens zugelassen, um der erhöhten Inflation im Ausland entgegenzuwirken.”
Das habe dazu beigetragen, die importierte Inflation in der Schweiz zu dämpfen. “Doch es ist unmöglich, Zweitrundeneffekte vollständig zu verhindern.”
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