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Warum die SNB nicht Hongkong, sondern Singapur imitieren wird

 

Ein Leser hat auf unseren Post, warum die Wiederwahl Obamas schlecht für die Schweiz ist, wie folgt geantwortet:

Wenn das Problem die Immobilien Preise sind, dann gibt es wohl alternative Lösungen, außer einen stärkeren Franken und höhere Leitzinsen.

Z.B. durch die Steuerpolitik (wie in Hong Kong, deren Situation ähnlich ist)

Danke für die Antwort.
Dass der antizyklische Kapitalpuffer die beste aller Alternativen ist damit bin ich einverstanden.
Die nicht-Aktivierung weist darauf hin dass die Situation am Immobilienmarkt zwar Aufmerksamkeit verdient, aber noch weit von der roten Zone entfernt ist.
Was ich mit meinem vorherigen Kommentar meinte:
1) wenn sich der Immobilienmarkt weiter Aufbläht;
und
2) wenn die ordinären Maßnahmen (wie der antizyklische Kapitalpuffer) nicht greifen sollten;
dann gibt es noch eine Reihe Optionen (wie z.B. die Steuerpolitik)
bevor die SNB den Franken aufwerten lässt, was Verluste an Geld und Glaubwürdigkeit impliziert.

Das heißt für mich dass der 1.20 Floor noch lange bestehen wird.

Irgendwann wird er wahrscheinlich aufgehoben werden, wie irgendwann der Peg des HKD zum USD aufgehoben werden wird.

Aber nicht in ein paar Monaten, das kann viele Jahre dauern.

PS:
Hoffentlich habe ich nicht zu viele Fehler gemacht, ich schreibe fast nie in Deutscher Sprache.

 

Danke für den Kommentar, hier unsere Antworten:

Hongkong hat ein sogenanntes “Currency Board” zum US Dollar.  Dabei ist der Kurs des Dollars zum Hongkong-Dollar fixiert. Hongkong hat diesen fixen Kurs über Jahre behalten können, auch wenn der im Moment unter Druck geraten ist.

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USD/HKD since 1999

USD/HKD since 1999 - Click to enlarge

 

  •  Erhöhung der Steuern: Die Schweizer Mwst. Einführung 1995 hat die Inflation erhöht und die damalige Immobilienkrise nur verschärft. Eine Steuererhöhung auf Immobilien nur für Ausländer wie in Hongkong sind mit den bilateralen Verträgen und einfachen Umgehungsmöglichkeit leicht auszuhebeln. So kann ein EU-Bürger in der Schweiz eine Wohnung kurzzeitig mieten, sich anmelden und danach eine Immobilie kaufen. Um das zu ändern müsste die Schweiz die bilateralen Verträge kündigen.
  • Die Währungsreserven in Hongkong stiegen in den letzten Jahren bei weitem nicht so stark wie die der Schweiz. So sind sie in Hongkong seit 2011 um 10% gestiegen, die der SNB aber um 50%.

UBS real estate bubble index

  • Hongkong sieht sich einem klar überbewerteten Immobilienmarkt gegenüber. In der Schweiz ist er nur leicht überbewertet, in der anfangenden Risikophase. Daher ist ein weiteres Aufwerten des Franken durch Anstieg der Immobilienpreise und daraus resultierender Inflation gut möglich.

 

 

  • Hongkong besitzt nicht so grosse sicherer Hafen-Attraktivität wie die Schweiz, da der Stadtstaat von dem autoritären Staat China beherrscht wird.
  • Der wichtigste Punkt ist vielleicht der folgende: Currency Boards machen immer Sinn für Länder, die höhere Inflation besitzen. Dadurch wird das Land vor Hyperinflation geschützt. So hat Bulgarien 1997 ein Currency Board zum ECU/Euro eingeführt, Hongkong hat es zum  US-Dollar. Jim Rogers sagte kürzlich, dass er sich nicht vorstellen kann, dass die Nationalbank will, dass die Schweiz zu einem neuen Bulgarien wird. Es hätte, genau wie Grübel schon vor Monaten sagte, eine Schwächung des Schweizer Finanzplatzes zur Folge. Länder mit niedriger Inflation wie die Schweiz können kein Currency Board zu einer Währung mit höherer Inflation, z.B. dem Euro, einführen. Das kann, wie Thomas Jordan schon 1999 feststellte, nicht lange gutgehen, insbesondere nicht in einem Land mit starkem Private Banking.
  • Eben deswegen kann der Peg des HK-Dollars zum US-Dollar viele Jahre bestehen bleiben, aber der EUR/CHF Peg eben nicht. Hongkong gleicht durch höhere Produktivitätssteigerungen relativ zur USA den Inflationseffekt und die steigenden Löhne aus, die Eurozone kann das aber nicht gegenüber der Schweiz tun.
  • Im Gegenteil hat die Schweiz einen immensen Steuervorteil, der die Produktivität unterstützt und dabei so nebenbei Firmen,  Steuerflüchtlinge und hoch-qualifizierte Arbeitskräfte aus der EU anzieht. Wie bekannt müssen die südeuropäischen Länder ihr Lohnwachstum einschränken, damit sie wieder wettbewerbsfähiger werden. Das Lohnwachstum in der Schweiz wird über die nächsten Jahre möglicherweise stärker sein als in diesen Ländern und dies nicht nur inflations-bereinigt, sondern nominal.
  • Durch Inflation von aktuell 3.8% steigen die Produktionskosten in Hongkong, daher müsste die Währung trotz Aufwärtsdruck und hoher Wettbewerbsfähigkeit abwerten. In der Schweiz sind die Produktionskosten aber weniger stark als bei den Konkurrenten gestiegen. Siehe daher auch, warum auf der Basis der Bloomberg-Kaufkraftparität der EUR/CHF schon bei 1.16 notieren müsste.
  • Bei der Beibehaltung des Mindestkurses wird die Schweiz eine ähnliche Inflationsrate wie Deutschland (aktuell 2%)  langfristig erhalten. Deutschland hat eine ähnliche Zusammensetzung des Warenkorbs wie die Schweiz, allerdings haben Mieten einen hören Anteil. Da aber die Schweizer im Gegensatz zu den Deutschen mehr Geld ausgeben (vgl. hier und hier), ist es möglich, dass die Schweizer Inflation höher als die deutsche sein wird. Zuerst müssen aber die Effekte des stark gestiegenen Frankens abgebaut werden. Die Preise vieler importierte Produkte sind aufgrund von zu hohen Transferpreisen immer noch zu hoch und müssen sinken. Erst dann wird die Inflation durchstarten, soweit wir nicht von einer globalen Rezession erfasst werden.

 

Wir rechnen mit 1-3 Jahren, bis die SNB den Peg aufgibt, je nach Zustand der Weltwirtschaft. Beide, relativ sicher die Schweiz und vielleicht auch irgendwann Hongkong werden dann möglicherweise Singapur imitieren, das Lohnerhöhungen und interne Inflation durch eine gesteuerte Aufwertung des Singapur Dollars bei gleichzeitigem Wachstum der Devisenreserven ausgleicht. Potentielle Verluste bei den Devisenreserven gleicht die Money Authority von Singapur durch einen Sovereign Wealth Fund aus: ein Modell, das die SNB bisher ausgeschlossen hat. Allerdings hat sie den Aktienbestand im dritten Quartal auf 12% erhöht.

 

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Singapore Currency Reserves vs. USD/SGD

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Die SNB ist schlau und hat die beste aller Alternativen, den antizyklischen Kapitalpuffer, gewählt. Dabei müssen die Banken Rücklagen für den Fall einer Immobilienkrise bilden. Aufgrund des schwachen Wachstums hat sie genau wie die Fed eine Unterstützung des Immobilienmarktes vorgezogen. So will sie nun die Einführung des Puffers verschieben. Für viele, so auch der SNB, geht Wachstum über Stabilität.

 

 

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George Dorgan
George Dorgan (penname) predicted the end of the EUR/CHF peg at the CFA Society and at many occasions on SeekingAlpha.com and on this blog. Several Swiss and international financial advisors support the site. These firms aim to deliver independent advice from the often misleading mainstream of banks and asset managers. George is FinTech entrepreneur, financial author and alternative economist. He speak seven languages fluently.
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