Im Dezember 2014 wurden sie von der Schweizerischen Nationalbank angekündigt, am 15. Januar 2015 dann überfallartig eingeführt: Die Negativzinsen von 0,75 Prozent. Damals ging man davon aus, dass die harte Massnahme der Schweizer Währungshüter zwei, maximal drei Jahre dauern würden.
Nun sind es fast fünf Jahre Negativzins. Und die Nationalbank liess den Zinssatz, der weltweit tiefste einer Zentralbank, an ihrer Sitzung am Donnerstag einmal mehr unverändert.
Fritz Zurbrügg, Vizedirektor der Schweizerischen Nationalbank, geht im cash-Video-Interview nicht auf die Frage ein, ob fünf Jahre Negativzins ein eher trauriges Jubiläum sei. Er sagt jedoch: “Wir sind relativ lange unterwegs mit diesen ausserordentlichen Massnahmen.” Die SNB sei sich aber bewusst – und das sehe auch die Bevölkerung – , dass die Massnahmen verschiedene Nebenwirkungen hätten, “die nicht alle positiv sind.”
«Dies wäre die absolut falsche Massnahme»
Konkret leiden unter den Zinsen immer signifikanter das Vorsorgesystem und die Banken. Bei den Finanzinstituten schmälert der Negativzins die Zinsmarge und, und Banken reichen den Negativzins immer häufiger an Kunden weiter in Form von Gebühren und Strafzinsen auf Konten. Ebenso fördern Negativzinsen das Entstehen von Immobilienpreisblasen. Der ganze Exportsektor wie zum Beispiel die Maschinenindustrie profitieren dagegen von einer relativ stabilen Landeswährung, welche auch durch den Effekt von Negativzinsen erreicht wird.
Daher ist im Bankenwesen immer lauter von einer “Quersubventionierung” weg von den Banken zugunsten von exportlastigen Unternehmen die Rede. Das will Zurbrügg nicht gelten lassen: “Wir machen nicht Geldpolitik für irgendwelche Sektoren. Wir machen Geldpolitik für das Gesamtinterese des Landes”, sagt er im Video-Interview.
Zurbrügg stellt sich auch dagegen, dass man am geldpolitischen Kurs der SNB jetzt etwas ändern müsse. “Dies wäre die absolut falsche Massnahme.” Er verweist auf die schwachen Wirtschaftssaussichten, den tiefen Inflationsdruck und auf den Franken, der immer noch hoch bewertet sei.
Allgemein geht man davon aus, dass die SNB den Leitzins noch längere Zeit im negativen Bereich halten wird. Daniel Fust etwa, Chef der Graubündner Kantonalbank, sagt im cash-Interview am Donnerstag: “Wir schätzen, dass die Nulllinie bei den Leitzinsen im Jahr 2024 oder 2025 durchstossen wird. Das ist etwa der Marktkonsens.”
Denn bevor in der Schweiz an der Zinsfront etwas passiert, muss die Europäische Zentralbank handeln. Und da ist die Stossrichtuing klar: Die EZB wird auch unter ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde die Zinsen längerfristig niedrig halten. Die Schlüsselsätze würden noch solange auf dem aktuellen oder einem tieferen Niveau liegen, bis sich die Inflationsaussichten wieder klar dem Ziel von knapp zwei Prozent annäherten, teilte die Euro-Notenbank am Donnerstag nach ihrer Zinssitzung mit.
Im cash-Video-Interview äussert sich Fritz Zurbrügg auch zum Thema Preisblasen an den Immobilienmarkt.
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