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Heiner Flassbeck im Interview (Februar 2015)

“Der Euro wird die nächsten drei Jahre nicht überleben”

Von wegen Musterschüler: Deutschland spiele mit seiner Lohnpolitik gegen europäische Regeln, sagt Heiner Flassbeck. Wenn sich das nicht bald ändere, sei es mit der Währungsunion bald vorbei, prophezeit der Wirtschaftswissenschaftler.

Deutschland übt sich seit Jahren in Lohnzurückhaltung. Doch was der Bundesrepublik zu nutzen scheint, ist ein Problem für unsere Nachbarn, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Heiner Flassbeck.

Deutschland habe die Lücke in der europäischen Wettbewerbsfähigkeit durch seine falsche Lohnpolitik entscheidend mitverursacht , so Flassbeck im Deutschlandradio Kultur.

“Die Regel hieß: ‘Wir machen ein Inflationsziel von zwei Prozent alle gemeinsam in der Währungsunion und jeder muss sich daran halten’. Die einen haben dagegen nach oben verstoßen – Deutschland nach unten.”

Setze Berlin diese Politik fort und gelinge es in Europa nicht zu einer gemeinsamen Lohnpolitik zu finden, werde dies die Währungsunion kaputt machen: “Der Euro wird die nächsten drei, vier Jahre nicht überleben.”
Deutsches Lohndumping wird zum Problem für andere Länder

Die Ursache der Probleme sei das deutsche Lohndumping, so der ehemalige Chef-Volkswirt der UNO-Organisation für Handel und Entwicklung (UNCTAD). Deshalb müsse man genau hier ansetzen: “Es müssten in Deutschland die Löhne steigen.”

Dies würde demnächst zwar geschehen – allerdings in viel zu geringem Umfang. “In diesem Tempo brauchen wir 30 bis 40 Jahre, bis die anderen Länder wieder eine Chance haben, auf den Weltmärkten mit Deutschland zu konkurrieren.”

Um die Wettbewerbslücke in Europa zu schließen, bedürfe es in eines deutschen Lohnanstiegs “um fünf bis sechs Prozent pro Jahr für 10, 15 Jahre”.

Deutschland habe mit seiner Lohnzurückhaltungsstrategie bereits Anfang der 2000er Jahre begonnen und sich dadurch “in eine einmalige Position manövriert, die natürlich die anderen nicht nachholen können jetzt”. Dass Berlin nun von seinen Nachbarn verlange, ebenfalls die Löhne zu kürzen, sei nicht machbar – sonst drohe eine Deflation und noch viel höhere Arbeitslosigkeit. Dies lasse sich der deutschen Politik aber offenbar nicht vermitteln. Er habe den Eindruck, der Großteil der politischen Elite sei “intellektuell nicht in der Lage, diesen kleinen Schritt zu machen”.

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Heiner Flassbeck
Heiner Flassbeck (born 12 December 1950) is a German economist and public intellectual. From 1998 to 1999 he was a State Secretary in the German Federal Ministry of Finance (German: Bundesministerium der Finanzen) where he also advised former finance minister Oskar Lafontaine on a reform of the European Monetary System. He became the Chief of Macroeconomics and Development of the United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) in Geneva in January 2003, a position that he held until resigning at the end of 2012 due to his age.
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