- Die SNB dürfte im ersten Quartal des laufendenJahres einen Verlust von rund CHF 30 Mrd.ausweisen.
- Die Coronakrise führte zu einem Kurssturz anden Aktienmärkten und zu einer Aufwertung desFrankens auf breiter Basis, beides schadete demErgebnis der SNB. Tiefere Zinsen und ein stärkererGoldpreis wiederum verhinderten einen nochhöheren Verlust
- Angesichts einer Ausschüttungsreserve von fast CHF85 Mrd. sind die Auszahlung an Bund und Kantoneselbst nach diesem Rückschlag nicht in Gefahr
Am Donnerstag, 23. April, publiziert die SchweizerischeNationalbank (SNB) ihr Finanzergebnis für das ersteQuartal 2020. Sie dürfte in den ersten drei Monaten rundCHF 30 Mrd. verloren haben (Abbildung 1).
Trotz dieses Rückschlags verfügt die SNB weiterhin überein dickes Eigenkapitalpolster. Zwar dürfte das Eigenkapitalvon CHF 167 Mrd. auf CHF 137 Mrd. zurückgegangensein, das Fremdwährungsportfolio und die Goldbeständeweisen damit aber immer noch eine Eigenkapitalquote vonfast 17 Prozent auf.
SNB-Auszahlungen nicht in Gefahr
Die Ausschüttungsreserven wurden von der SNB bei derVorstellung des Jahresergebnisses 2019 (nach Zahlungenan Bund und Kantone) auf CHF 84 Mrd. veranschlagt.Wenn diese Reserven die Schwelle von CHF 20 Mrd.unterschreiten, droht eine geringere Auszahlung an dieöffentliche Hand. Trotz des von uns erwarteten Verlustesvon CHF 30 Mrd. ist die SNB von dieser Schwelle nochweit entfernt. Die Auszahlungen für das nächste Jahr sindvorderhand nicht in Gefahr.
Die Coronakrise hat innert kürzester Zeit die finanziellenPerspektiven der öffentlichen Hand massiv verändert.Konjunkturimpulse, Rettungspakete und fallendeSteuereinahmen werden zu einem deutlichen Anstiegder Staatsverschuldung führen. Die politischenVerteilungskämpfe werden deutlich härter als zuvor unddamit auch die Forderung an die Adresse der SNB lauter,mehr auszubezahlen als bisher.
Die SNB hat noch Potenzial für höhere Auszahlungenund dürfte angesichts der tiefsten Rezession der letzten40 Jahre dieses auch nutzen. Allerdings handelt es sichdabei unserer Meinung nach um einen tiefen einstelligenMilliardenbetrag, der bei weitem nicht reicht, umbeispielsweise ganze Wirtschaftszweige zu retten oder dieAltersvorsorge zu sanieren.
Aktien und Währungen schaden der SNB …Das erste Quartal war von der Corona-Pandemie geprägt.Sie stürzte die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezessionund führte zu einem deutlichen Rückschlag an denAktienmärkten (Abbildung 2). Der globale Aktienindex verlor im ersten Quartal 22 Prozent an Wert. Auchdie regionalen Indizes mussten Kursverluste in dieserGrössenordnung einstecken. Bei einem Aktiendepot, dassEnde Dezember fast CHF 160 Mrd. wert war, dürfte das zueinem Verlust von rund CHF 35 Mrd. führen. Allerdings konnte der globale Aktienmarkt im April einenTeil der Verluste wieder gutmachen. Mitte April standder MSCI World Index gut 8 Prozent höher als nochEnde März. Damit würde sich der Verlust (die anderenAnlageklassen ausgeklammert) um über CHF 10 Mrd.reduzieren. Im Umfeld von Finanzmarktturbulenzen und einereinsetzenden Rezession kamen die Eigenschaften desFrankens als sicherer Hafen zum Tragen. So verteuerte ersich gegenüber dem Euro um gut 2,5 Prozent. Ohne dieDevisenmarktinterventionen der Nationalbank wäre dieAufwertung noch stärker ausgefallen. Gegenüber demPfund legte der Franken gar über 6 Prozent zu. Hier kamhinzu, dass die Bank of England ihre Leitzinsen senkte,was die relative Attraktivität des Frankens gegenüber demPfund verstärkt. Gegenüber den zwei anderen traditionellen sicherenHäfen US-Dollar und japanischer Yen bewegte sichder Franken im ersten Quartal seitwärts. Insgesamtdürfte das Fremdwährungsportfolio der SNB durch dieWechselkursfluktuationen fast CHF 20 Mrd. verlorenhaben. |
Bruttoerfolg der SNB nach Komponenten |
… aber der Zinsrückgang dämpft den VerlustProfitieren konnte die SNB hingegen vom Zinsrückgang.Die Leitzinssenkung der US-Notenbank Federal Reservevon 1,5 Prozentpunkten auf beinahe 0 Prozent im Märzführte auch bei den fünfjährigen US-Staatsanleihen zudeutlich tieferen Zinsen und damit zu höheren Kursen. In Europa konnten die Anleihen aber kaum anWert gewinnen. Zwar verschlechterte sich derKonjunkturausblick dramatisch, was in der Regel einenZinsrutsch auslöst. Die Turbulenzen an den Aktienmärktenführten aber auch dazu, dass einige Marktteilnehmerneue Liquidität brauchten und deshalb ihre Anleihenveräusserten. Das Resultat war, dass im März in einigenAnleihenmärkten die Zinsen gar angestiegen sind. Wirschätzen, dass die Anleihen im SNB-Portfolio um etwasmehr als CHF 15 Mrd. zugelegt haben, weniger als manhätte erwarten können. Der Verlust im ersten Quartal wurde von einem stärkerenGoldkurs, von Zinszahlungen auf den Anleihen undDividendenzahlungen auf den Aktien sowie von Einnahmenaus Negativzinsen eingegrenzt. Letztere dürften abergeringer ausgefallen sein, nachdem die SNB im Herbst einerstes Mal die Freigrenze auf den Sichtguthaben erhöhthatte. |
Aktien stürzten im ersten Quartal ab |
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