Aufgabe der Nationalbank sei die Gewährleistung der Preisstabilität, sagte SNB-Direktorin Andréa Maechler. Es sei nicht wünschenswert, dass die SNB “spezifische struktur- oder gesellschaftspolitische Ziele anstrebe”.
Das Bestimmen der Ziele und der Lösungsansätze für den Übergang in eine kohlenstoffarme Wirtschaft müsse “im Rahmen eines Dialogs und aufgrund politischer Präferenzen” geschehen, sagte Maechler am Donnerstag laut Redetext am Geldmarkt-Apéro in Genf. “Den SNB-Auftrag mit Blick auf die Verwirklichung anderer Ziele wie die Förderung einer grünen Wirtschaft zu erweitern, würde den Weg für Interessenkonflikte frei machen und zu einer Politisierung der Geld- und Währungspolitik führen”, warnte sie.
Relevante Klimarisiken
Die SNB setze sich allerdings im Rahmen ihres geldpolitischen Auftrags intensiv mit den Klimarisiken auseinander, betonte Maechler. In ihrer Lagebeurteilung berücksichtige sie “möglichst alle” relevanten Risiken, einschliesslich derjenigen, die mit dem Klima verbunden seien, so Maechler. Letztere könnten etwa schwere Sturmschäden umfassen oder eine Verkleinerung der Schneedecke in der Schweiz mit Auswirkungen auf den Tourismus.
Zurzeit schienen die Klimarisiken, die in der Schweiz die Stabilität der Wirtschaft und des Finanzsystems beeinflussen könnten, aber noch “mässig” zu sein, so die SNB-Direktorin. “Diese Risiken und deren Beurteilung können sich allerdings ändern, weshalb die SNB wachsam bleibt.”
Gleichzeitig beteilige sich die SNB aber am nationalen wie am internationalen Dialog. So tauschten sich die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht Finma regelmässig zum Thema Klimarisiken für den schweizerischen Finanzsektor aus. Zudem seien beide Institutionen dem *Network for Greening the Financial System* (NGFS) beigetreten.
ESG-Ziele berücksichtigt
Bei der Bewirtschaftung der umfangreichen SNB-Devisenreserven lasse die Nationalbank ihre Überlegungen zur ökologischen Nachhaltigkeit einfliessen, sagte der stellvertretende SNB-Direktor Thomas Moser: Die SNB beziehe in ihren Investitionen ESG-Kriterien (“Environmental, Social und Governance”) ein. Allerdings sei die Bewirtschaftung klar den geldpolitischen Anforderungen untergeordnet, betonte er.
Eine aktivere Bewirtschaftung auf dem Gebiet der Umwelt als heute würde zudem die Anlagemöglichkeiten der SNB stark einschränken, so Moser: “Sie könnte die Schwankungen unserer Ergebnisse noch erhöhen.” Würde die SNB die umweltverträglichen Anlagen übergewichten, könnte sie zudem etwa ihre Bilanz nicht mehr verkleinern, ohne die Preise zu beeinflussen. “Die Neutralität gegenüber dem Markt wäre nicht mehr gewährleistet. Zudem könnte ein solcher Verkauf die SNB starkem politischem Druck aussetzen.”
Unsichere Weltwirtschaft
Die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft blieben derweil mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, sagte Maechler an dem Geldmarkt-Apéro weiter: “Diese sind in erster Linie politischer, geopolitischer und ökonomischer Natur.” Das Umfeld habe unter anderem auf die Langfristzinsen einen starken Abwärtsdruck ausgeübt, der grösser gewesen sei, als es die makroökonomischen Indikatoren in den letzten Monaten erwarten liessen.
Die SNB müsse daher einen geldpolitischen Kurs verfolgen, der diesen Schwierigkeiten Rechnung trage. Sie habe an der jüngsten Lagebeurteilung ihren expansiven geldpolitischen Kurs unverändert belassen, erinnerte sie: “Der SNB-Leitzins beträgt nach wie vor -0,75%, und wir sind weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren”
(AWP)
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