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Konjunktur, Geldpolitik und eine riesige Bilanzsumme

Die Schweizer Konjunktur brummt wie schon lange nicht mehr. Vor allem zeigt der kürzlich publizierte Bericht der Seco-Expertengruppe, dass die Erholung auf breiter industrieller Basis stattfindet. Der Frankenschock von 2015 ist definitiv überwunden (Quelle).

 

J. Studer and T. Jordan

Foto: Peter Klaunzer (Keystone ) - Click to enlarge

Belässt die Bilanzsumme auf Rekordniveau: Thomas Jordan, Präsident der SNB, wird nach seiner Rede von Jean Studer, Präsident des Bankrats, beklatscht.

Auch die Aussichten sind so gut wie selten zuvor. Die Seco-Expertengruppe sagt ein Wachstum von 2,4 Prozent für das laufende und von 2,0 Prozent für das kommende Jahr voraus. Besonders erfreulich ist, dass der Beitrag der Bruttoinvestitionen (inkl. Lager) hoch bleibt.

Umsatze in der Industrie, 2014 - 2017

Umsatze in der Industrie, 2014 - 2017

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Grund für den Optimismus ist die Erwartung, dass die Weltnachfrage stabil bleiben wird. Zwar sollen die hohen Wachstumsraten des Jahres 2017 nicht mehr erreicht werden, doch die Expertengruppe hat nach eigenen Angaben «ihre Erwartungen für die weltwirtschaftliche Entwicklung 2018 und 2019 nach oben angepasst».

Bruttoinlandprodukt und Komponenten, 2016 - 2018

Bruttoinlandprodukt und Komponenten, 2016 - 2018

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Die Situation könnte also nicht besser sein, um die Geldpolitik in Europa zu normalisieren. Die Europäische Zentralbank (EZB) unter Mario Draghi möchte dies aber auf keinen Fall und erfindet immer neue Argumente, um das Zuwarten zu rechtfertigen. «Wenn wir eine Anhebung der Zölle haben, eine Zunahme des Protektionismus, könnte es direkte Auswirkungen geben», meinte Draghi bei der letzten Pressekonferenz vom 26. April 2018.

Entsprechend zögert auch die Schweizerische Nationalbank (SNB), zu einer normalen Geldpolitik zurückzukehren. An der SNB-Generalversammlung vom 27. April 2018 erklärte Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums (Quelle):

«Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, setzen wir unsere expansive Geldpolitik fort. Sie beruht zum einen auf dem Negativzins, den wir auf den Sichtguthaben erheben, die Banken und andere Finanzmarktteilnehmer bei uns halten. Zum anderen sind wir weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren.»

Die Bilanzsumme bleibt auf Rekordniveau

Das bedeutet aber auch, dass die Bilanzsumme noch lange auf einem absoluten Rekordniveau verharren wird. Gemäss SNB-Geschäftsbericht lag sie im vierten Quartal 2017 bei über 800 Milliarden Schweizer Franken (Quelle). Das BIP der Schweiz betrug nach ersten Schätzungen im Jahr 2017 knapp 670 Milliarden Schweizer Franken (Quelle).

Weltnachfrage, 2016 - 2018

Weltnachfrage, 2016 - 2018

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Wäre es aber angesichts der guten Konjunkturlage nicht an der Zeit, mit der Reduktion der Devisenanlagen zu beginnen? Es ist sehr wohl denkbar, dass der Franken wieder unter Aufwertungsdruck geraten wird, sobald sich die Wachstumsaussichten in Europa eintrüben. Das würde weitere Deviseninterventionen erfordern, sodass die Bilanzsumme weiter anstiege. Ewig kann dieses Spiel aber nicht weitergehen. Irgendeinmal ist die Bilanzsumme zu gross.

Aktiven am Quartalsende, Q4 2016 - 2017

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Tobias Straumann
Tobias Straumann studied history, sociology and economic and social history in Zurich, Paris and Bielefeld. In 1995 he received his doctorate from Rudolf Braun at the University of Zurich with the thesis "The Creation in a Test Tube. A History of Basel Chemistry (1860-1920) ».
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