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SNB erhält Lektion von der neuen Stoosbahn

Quizfrage: Was kurbelt den Schweizer Tourismus mehr an? Der Kauf von Hanf-Aktien in den USA für 80 Millionen Franken oder der Bau der Stoosbahn für 80 Millionen Franken?

Welches ist Ihre Antwort, verehrte Leserin, verehrter Leser?

Meine Antwort ist schon jetzt klar: Der Bau der neuen Stoosbahn ist ungleich viel effizienter, um den Schweizer Tourismus anzukurbeln.

Warum? Gerne begründe ich das.

Der Stoos ist eine schöne Ferienregion im Herzen der Schweiz. Gestern stiess ich auf Youtube zufällig auf ein Filmchen des kalifornischen Vloggers Wil Dasovic, einer philippinisch-US-amerikanische Fernseh-Persönlichkeit.

In seinem Titel schreibt er „World’s most beautiful mountains“. Begeistert zeigt er darin die Schönheit der Schweizer Berge vom Fronalpstock aus.

Der Fronalpstock liegt oberhalb vom Stoos, einem kleinen Ferienort oberhalb von Schwyz, direkt gegenüber dem Rütli – dem richtigen Rütli, nota bene.

Wer die Kretenwanderung vom Klingenstock zum Fronalpstock schon einmal genossen hat, der wird am Abend begeistert nach Hause kommen.

Als ich Teenager war, kletterte ich dort oben immer mutterseelenallein den Gemsen nach. Skifahren war immer gut – aber es kamen immer weniger und weniger Touristen.

Der Franken sei zu teuer, hiess es. Deshalb bleiben die Feriengäste aus, hörte man oft als Begründung. Die Immobilienpreise traten Jahrzehnte an Ort.

Dann geschah Folgendes: Der Fronalpstocklift erhielt die Konzession aus Sicherheitsgründen nicht mehr. Also baute man einen neuen Sessellift.

Auch der Skilift Klingenstock wurde ersetzt durch einen neuen Sessellift mit beheizbaren Sesseln. Beide gebaut vom Goldauer Seilbahnhersteller Garaventa.

Der Unternehmer Albert Koch, baute sodann auf dem Fronalstock ein wunderschönes Bergrestaurant. Der TagesAnzeiger schreib damals, dieses Bergrestaurant könne man als das schönste der Schweiz bezeichnen – und niemand würde widersprechen.

Albert Kochs Staudamm in Tansania habe ich ja hier schon einmal vorgestellt in meinem Beitrag „Unternehmer braucht das Land und keine Memmen, die immer lauthals jammern“.

Diesen Titel könnte man ebenso gut auf sein Bergrestaurant auf dem Fronalpstock anwenden.

Mit dem Stoos besserte es langsam. Es ging bergauf, aber es harzte immer noch. Die Zubringerbahn war ein Oldtimer aus den 30-Jahren – unzumutbar für heutige Verhältnisse.

Und nun wurde auch dieser die Konzession verweigert. Verdikt: Schmalspurbahn. Das ging nicht mehr.

Also raufte man sich in jahrelanger Diskussion zu einer völlig neuen Bahn durch. Es sollte die steilste Standseilbahn der Welt werden, mitten ins Skigebiet hinein.

Kosten? Aus veranschlagten 50 Millionen wurden über 80 Millionen Franken. Viele „rümpften“ die Nase. Wie wird das ausgehen? Zu teuer.

Das Resultat war verblüffend. Die Bahn, ebenfalls von Garaventa gebaut, wurde zu einem riesigen Erfolg. Die Betreiber der Stoosbahn wurden vom eigenen Erfolg überrannt: Aus dem reinen Skigebiet im Winter wurde ein sehr beliebtes Ausflugziel auch im Sommer.

Massenweise kommen Menschen aus der ganzen Welt, um einerseits diese neue Bahn zu bestaunen und andererseits die wunderbare Bergwelt zu geniessen.

Ich mache mir den Spass, anstatt vom Klingenstock zum Fronalpstock umgekehrt vom Fronalpstock zum Klingenstock zu laufen. Das ist erstens phantastisch von der Aussicht her und zweitens auch höchst interessant von den Menschen her.

Ich höre da oben auf 2000 Metern Höhe alle Sprachen der Welt. Und ich frage die Menschen gerne, woher sie kommen und warum sie den Stoos gefunden haben. Kein Problem: Die Jugend findet diese Wanderung ohne Probleme auf dem Internet.

Je besser die Angaben im Internet, desto leichter finden sie den Stoos.

Schon mehrmals habe ich Studenten auf der Durchreise mit einem Stop in Zürich-Kloten getroffen. Sie kommen auf den Stoos, auch wenn sie nur 10 Stunden Zwischenstop auf ihrem Flug von New York nach Hong Kong haben.

Was will ich damit sagen?

Auf dem Stoos wurde investiert – sinnvoll investiert. Alle sind zufrieden: Die Touristen kommen in Heerscharen. Sie bestaunen die technisch unglaublich fortschrittliche und schöne Bahn. Sie sind begeistert von der Bergwelt und am meisten von den Kuhglocken.

Sie gehen nach Hause in ihre fernen Länder, wo sie das erzählen – und es werden immer mehr Touristen aus jenen Ländern zu uns kommen.

Wirtschaftlich hat die Stoosbahn mehreres ausgelöst.

Der Bau der Bahn gab vielen Menschen ein Einkommen. Garaventa und die Betriebe der Arbeitsgemeinschaft konnten sich technisch weiterentwickeln und werden sich dadurch auf dem Weltmarkt für Bahnen noch besser etablieren können.

Sogar ein Patent wurde in Erwägung gezogen.

Die Zubringerbahnen und -Busse haben mehr Reisende. Die Hotels auf dem Stoos sind viel besser ausgelastet.

Es gibt Arbeitsplätze auf dem Stoos. Die Immobilienpreise steigen nach langem wieder. Die Einheimischen können ihre lokalen Produkte besser vermarkten.

Und viele Menschen aus der Schweiz finden dort oben gute Erholung, selbst an Wochenenden. Und können so produktivere Arbeit leisten, mit erst noch mehr Lebensfreude.

Kurz: Die 80 Millionen sind gut investiertes Geld.

Nun betrachten wir die Auswirkungen auf den Schweizer Tourismus durch den Kauf von US-Aktien durch die SNB im gleichen Betrag, also 80 Millionen, unter anderen für Hanfaktien.

Kurbeln diese 80 Millionen den Tourismus in der Schweiz an?

Beim besten Willen: Ich weiss nicht, wie so ein Finanzengagement der Schweizerischen Nationalbank in den USA den Tourismus in der Schweiz ankurbeln soll.

Ich gehe davon aus, dass das Hanf-Unternehmen, dessen Titel die SNB erworben hat, keinen Hanf in die Schweizer Ferienorte verkauft. Oder weiss die SNB diesbezüglich mehr?

Kurbelt der Kauf von Hanf-Aktien wenigstens die US-Wirtschaft an? Bezweifle ich. Ein paar mehr Drogensüchtige und Familiendramas. Und der Kauf von Minenaktien durch die SNB? Unsäglich.

Also nochmals beim besten Willen: Ich sehe nichts. Der Kauf von US-Hanfaktien kurbelt den Schweizer Tourismus nicht an. Ich habe die SNB schon mehrmals aufgefordert zu erklären, wie der Kauf von US-Hanfaktien oder anderen US-Aktien den Schweizer Tourismus ankurbelt.

Bisher habe ich noch keine Antwort erhalten.

Können 80 Millionen zumindest den Wechselkurs beeinflussen? Bei täglichem Volumen von 4 Billionen US-Dollars? Träumen wir?

Wie also kurbelt der Kauf solcher US-Valoren die Schweizer Wirtschaft an? Meine Antwort ist: gar nicht.

Und wenn der Kauf von US-Aktien über 80 Millionen den Schweizer Tourismus nicht ankurbelt, so werden das auch 80 Milliarden nicht tun.

Wenn die SNB US-Aktien kauft zwecks Ankurbelung der Schweizer Wirtschaft, so ist das „zum Fenster heraus geschmissenes Geld“. Das gilt für 80 Millionen wie auch für 800 Milliarden.

Wir könnten dieses Geld in der Schweiz besser gebrauchen.

Um den Bau der Stoosbahn wurde viel gestritten, aber man hat sich zusammengerauft.

Beim Kauf von US-Hanfaktien ging das alles ganz anders. Maximal drei Personen bei der Notenbank des Landes beschlossen, „unbeschränkt“ Devisen zu kaufen zwecks Ankurbelung der Schweizer Wirtschaft, inklusive dem Tourismus.

Ein anonymes Anlageteam führte aus.

Niemand begreift es, niemand hinterfragt. Die SNB ist „unfehlbar“ und „für die Ewigkeit“ und kann „unbeschränkt“ agieren – so ihre eigene Wortwahl.

Und wagt es jemand doch, sie respektive ihr Tun zu hinterfragen, so wird er der „Volkshetzerei“ bezichtigt.

So geschehen hier von anonymer Seite bei der Diskussion zu meinem letzten Beitrag vor 2 Wochen.

Funktioniert so Demokratie?

Ich wünsche mir, dass Demokratie so geschieht wie beim Bau der Stoosbahn. Die neue Stoosbahn erteilt der SNB eine Lektion – nicht nur in Wirtschaftspolitik, sondern auch in Demokratie.

Weil die USA wie alle Grossmächte das Geld kontrollieren wollen, sagt Alt-Professor Geiger. Umso wichtiger sei, dass Initiator Mark Zuckerberg seiner Digitalwährung die Freiheit schenke. Sonst werde nichts aus dem Facebook-Libra.

Full story here Are you the author?
Marc Meyer
Together with the professor Hans Geiger and Lukas Hässig, Dr Marc Meyer is the biggest opponent of the Swiss National Bank. Analogously to Macbeth's three witches, George Dorgan called them the three Swiss sorcerers that fight against the seemingly unlimited power of central banks.
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1 comment

  1. Stefan Wiesendanger

    Mangelt es der Schweiz an Investitionen? Nein; Infrastruktur, Immobilien, Fabriken werden laufend erneuert und ausgebaut. Und zwar übers Land gesehen komplett eigenfinanziert. Das Problem sind die jährlich 60-80 Mrd. Leistungsbilanzüberschuss über die Eigenfinanzierung hinaus, welche die privaten Eigentümer seit der Krise nicht mehr im Ausland lassen sondern Cash in die Heimat zurückholen, womit sie via Banken auf der SNB-Bilanz landen. Was sollte man denn damit in der Schweiz zusätzlich tun? 1’000 Stoss-Bahnen bauen? Pro Jahr?
    Das zweite Problem ist, dass diese zusätzlichen Aktiven aus den kumulierten Leistungsbilanzüberschüssen ja gar nicht der SNB gehören, was Dr. Meyer in anderem Zusammenhang immer wieder selber betont. Sie gehören den Haltern der Gegenposition, nämlich den Endberechtigten an den CHF-Giroguthaben. Im Wesentlichen sind das private Halter von Cash auf einem Bankkonto. Falls und wenn diese aber ihre Guthaben wieder ins Ausland verschieben, muss die SNB sofort liefern. Ihre Aktiven müssen deshalb liquide sein.
    Dr. Meyers Ruf nach zusätzlichen Inlandinvestitionen durch die SNB darf aus den genannten zwei Gründen nicht Folge geleistet werden: erstens gibt es weder Bedarf noch vernünftige Ideen für Zusatzinvestitionen in der Schweiz über das heutige Niveau hinaus, und zweitens darf die SNB nur in liquide Anlagen investieren.
    Was wirklich helfen würde, sind:
    – staatliche Bemühungen um investitionsfreundlichere Rahmenbedingungen im Inland (mässiger Einfluss)
    – private Bemühungen, das Schweizer Sparkapital unternehmerisch im Ausland anzulegen, seit der Kanal über die Grossbanken weitgehend versperrt ist
    – Aufheben von Anlagebeschränkungen und Schaffung von Anreizen für Institutionelle, ihr Kapital im Ausland anzulegen

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