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Das Bad im Geldhaufen

Die Schweizerische Nationalbank hält die Schleusen im Kampf gegen die Frankenstärke weiterhin offen. Dies macht die Zentralbank indes zunehmend anfällig für politische Einflussnahme und Begehrlichkeiten.

Als Carl Barks nach dem Zweiten Weltkrieg die Comicfigur Dagobert Duck erschuf, dachte er kaum an die Schweiz. Das Bild vom alten Knaben, der nur dann wirklich glücklich ist, wenn er ein Bad in seinen Golddukaten nehmen kann, hat aber gewiss viele Freunde gefunden zwischen St. Gallen und Genf.

Ganz ähnlich wie der alte Onkel sitzt auch Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), auf einem gigantischen Geldhaufen. Und dieser wird laufend grösser, um die Frankenaufwertung im Zaum zu halten, wie in der heutigen Lagebeurteilung erneut deutlich wurde. Natürlich, die Kohle gehört nicht Jordan und die Gier von Dagobert geht dem nüchternen Währungshüter komplett ab.

Die Währung im Mittelpunkt

Gleichwohl, sieht sich Jordan, ähnlich wie Dagobert, jetzt mit einem Problem konfrontiert, das ihn bei der Schaffung seines Devisenbergs zuvor kaum vordergründig belastete: Die Begehrlichkeit der andern.

Die SNB muss Unsummen aufwerfen, um den Franken auf einem Niveau zu halten, welches die Exportwirtschaft für verkraftbar erachtet. Eine Zentralbank schafft diese Unsummen – und hier verabschieden wir uns von dem schönen Bild des Dagobert – nicht durch harte Arbeit der Nation, sondern kraft ihres Auftrags.

Die riesigen Mengen an Devisen, welche die Schweiz kaufen muss, um halbwegs konkurrenzfähig zu bleiben – wenn wir diese Logik akzeptieren – sind vereinfacht ausgedrückt Frucht der politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Stabilität der Schweiz.

Idee des Staatsfonds

Und diese Frucht macht die Bank angreifbar. Die Idee eines Staatsfonds, wie ihn Norwegen kennt, hat sich in den Köpfen festgesetzt. Geld, das bei der Zentralbank herumliegt, könnte so angelegt werden, dass die ewig knappen Kassen der Altersvorsorge auf die Dauer ausgeglichen werden könnten. Ein verlockender Gedanke fürwahr. Wir könnten auch neue Eisenbahnen bauen, mehr Strassentunnel, Velowege oder Fussballstadien.

Die Analogie zu Norwegen ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Der Reichtum der Nordländer – Öl und Gas –  entstammt den Tiefen des Meeres, sie mussten ihn einfach heben und die Erlöse aus dem Verkauf sinnvoll investieren. Die Schweiz hingegen lebt von einer innovativen, anpassungsfähigen und arbeitsamen Bevölkerung, welche die Bedingungen für die obengenannte Stabilität schuf.

Kampf gegen Begehrlichkeiten

Thomas Jordan tritt der Begehrlichkeit, welche der Geldberg bei der SNB weckt, entschlossen entgegen. Für die Währungshüter würde ein Staatsfonds die Handlungsfreiheit einschränken und käme einer unstatthaften Veränderung des Auftrags gleich. Die SNB muss die Preisstabilität gewährleisten und die Konjunktur im Auge behalten – und eben nicht die Kassen der Allgemeinheit füllen.

Dass die Angst der Währungshüter vor äusseren Eingriffen nicht ganz unbegründet ist, zeigte sich, als Finanzminister Ueli Maurer sich kürzlich dezent zu dieser Frage zu Wort meldete. Die Grösse der angehäuften Devisen schürt ein Unbehagen, weil letztlich niemand mit Sicherheit sagen kann, dass der Geldberg nicht mehr Probleme schafft als nur Begehrlichkeiten zu wecken.

Die Begehrlichkeit einerseits und die Unruhe anderseits sind nicht zu unterschätzende Faktoren. Und je länger die SNB weiter anhäuft, desto lauter werden die Fragen.

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Andreas Britt
Andreas Britt was last active as a political scientist and executive in the federal administration. Previously, he worked as a reporter and editor for the news agency "Bloomberg News" in Zurich and Stockholm. He graduated from the London School of Economics and graduated with a masters degree in political science.
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